Die 12. und vorletzte Tour führt nach Spanien. Mit 83 Kilometern und 740 Höhenmeter, größtenteils am Mittelmeer entlang, verspricht es eine schöne und relativ entspannte Tour zu werden. Eigentlich hat unser Team das Mittelmeer ja bereits erreicht, aber Werners Planung geht noch weiter und zwar bis nach Spanien. Der Grenzort Portbou, dem Tor zur Costa Brava, ist das heutige Tourziel.
Charity Tour oder Urlaub?
Die Tourbilder wecken Urlaubsgefühle. Lauter tolle Ausblicke aufs Meer und Strände, die zum Baden einladen. Beim Betrachten rückt die Tourmission völlig in den Hintergrund und wir fragen uns, warum macht unser Charity Team nicht einfach nur Urlaub, wie so viele andere in der Ferienzeit. Warum steckt man so viel Freizeit in eine Charity Tour, nimmt sehr viel Aufwand und Kosten in Kauf, motiviert sich jeden Tag aufs Neue, während um einen herum so viele Urlauber die schönste Zeit des Jahres genießen? Würde es nicht ausreichen, eine Spende für die Menschen in Kenia zu überweisen, und sich dann von den eigenen Aufgaben und Problemen zu erholen?
Das Team engagiert sich bereits seit Jahren umfassend ehrenamtlich und spendet in viele Projekte, so auch in die Kenia-Hilfe, und doch wollen sie es dabei nicht belassen. Sie wünschen sich mit ihrer Aktion, zum Nachdenken - vielleicht auch zum Nachmachen - anzuregen. Angesichts der unglaublich vielen Krisenherde, erscheint es oft unmöglich zu helfen, und es schleicht sich das Gefühl ein, dass der eigene Beitrag, sowieso nichts ändern kann. Aus dieser Ohnmacht ist das Charity Team herausgetreten bzw. heraus geradelt. Sicher mit ihrer Charity Tour retten sie nicht die ganze Welt, aber sie haben uns bereits im letzten Jahr bewiesen, dass durch die Spendentour in Westafrika und in der Ukraine nachhaltig und sinnvoll geholfen werden konnte.
Das Charity Team zahlt die gesamte Tour, d.h. Unterkunft, Verpflegung, Fahrradreparaturen, Fahrtkosten, usw., aus eigenen Mitteln. 100 % der Spenden gehen an die NAK karitativ, um das Projektziel "Wasser, Bildung und Ernährung in Westkenia" zu erreichen. Hierüber informieren wir übrigens im Anschluss an die Charity Tour 2023 in diesen Blog.
Nun aber zurück zu den Rennradfahrern, die zwischenzeitlich die Grenze passiert haben.
Portbou, der Grenzort in Spanien
Der Ort Portbou liegt unmittelbar an der spanisch-französischen Grenze am südlichen Ende der Mittelmeerbucht Golfe du Lion. Das in der zerklüfteten Landschaft an einer kleinen Bucht gelegene Portbou ist ein traditionelles Fischerdorf.
Hier an den zerklüfteten Ausläufern der Pyrenäen vereinigen sich landschaftliche Schönheiten mit tragischen Grenzgeschichten. Während die Grenze zwischen Spanien und Frankreich heute kaum noch eine Rolle spielt, war diese in den 30er und 40er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts für viele Menschen eine fast unüberwindbare Barriere. Nach dem Sieg Francos über das republikanische Spanien im Jahre 1936 waren es Katalonier und Schutzsuchende aus anderen Teilen Spaniens, die hier über Schleichwege die Grenze nach Frankreich überwinden wollten. Jahre später, während des Zweiten Weltkriegs, gingen viele Menschen den entgegengesetzten Weg. Die Schutzsuchenden aus Nazi-Deutschland und dem im Zweiten Weltkrieg besetzen Frankreich, versuchten über Spanien nach Lissabon zu flüchteten, um dann per Schiff nach Amerika auszureisen.
Vielleicht doch ein Badeurlaub in Spanien
Nach all den Strapazen kommt am Ende dieser Etappe tatsächlich auch ein bisschen Urlaubsfeeling bei unserm Team auf:
Mancher einer denkt vielleicht, die Charity Tour ist gut geschafft und da wäre ein Badeurlaub in Spanien schon ganz recht. Ganz so einfach kommt uns das Charity Team in diesem Jahr aber nicht davon. Wir haben es natürlich nicht vergessen, eine Etappe steht noch aus. Morgen bricht das Team mit Tourvan Richtung Italien auf, um am Dienstag das Stilfser Joch zu bezwingen. Eine Extrem-Etappe, die wir selbstverständlich begleiten.